Ich habe gerade eine Mayazeremonie mit einer jungen Frau, Sandra, gehalten. Sie hatte ihren kleinen 5-jährigen Jungen dabei. Nach der Zeremonie fing er heftig an zu weinen und wollte sich nicht beruhigen. Die junge Frau wurde sehr unruhig und versuchte ihn mit allen Mitteln zu trösten. Sie wollte unbedingt, dass er wieder glücklich ist. Dann begann sie ihn zu rechtfertigen: „Normalerweise ist er nicht so, er ist eigentlich ein ganz lieber freundlicher und offener Junger. Ich weiß auch nicht, was los ist, vielleicht durch die Energie, oder vielleicht wird er krank?“
Ich sagte Sandra: „Das alles passiert, damit du schaust, was in DIR vorgeht. Also schau, was du fühlst und denkst.“
Sie wollte ihn glücklich machen und schämte sich vor mir, was ich jetzt über sie dachte.
Ich konnte Sandra sehr gut verstehen. So sehr haben wir zum einen das Gefühl, unsere Kinder müssten immer glücklich sein. Nein mehr noch: Wir müssen sie immer glücklich machen.
Und auf der anderen Seite war uns immer so wichtig, was andere über uns dachten, wir wollen immer, dass alle gut über uns denken, uns mögen und lieben.
Ja, letztendlich geht es immer wieder da rum: Wir wollen geliebt sein. Wir wollen glücklich sein.
Warum wollen wir, dass unsere Kinder glücklich sind: Damit wir glücklich sind und uns besser fühlen. Denn wenn unsere Kinder unglücklich sind, ist es ja schließlich unsere Schuld. Doch ist das wirklich so?
Ich dachte früher immer: Wenn ich meine Kinder nicht zur Schule schicke, sie frei aufwachsen lasse, mit natürlicher Ernährung, natürlicher Medizin, kann ich sie vor allem bewahren, sie würden nicht so leiden müssen wie ich – das wollte ich sicherstellen.
Doch damit bin ich natürlich auf die Nase gefallen. Je älter die Kinder wurden desto mehr entdeckte ich: Hey, sie haben ihren eigenen Weg, ihr eigenes Karma, mit dem sie hier auf die Welt gekommen sind und ich kann hier sein, ihnen Raum geben, für sie da sein, wenn sie mich brauchen, aber es ist wichtig, dass ich sie loslasse, sie ihren Weg gehen lasse, auch wenn er schmerzhaft ist. Denn auch ich habe gelernte, ja, ich habe gelitten, doch dieses Leid war wichtig auf meinen Weg. Lese auch hier zu hier.
Und es war sehr wichtig für mich, mir immer wieder bewusst zu machen: Ich bin nicht verantwortlich! Es ist ihr Weg. Ich stehe ihnen nur zur Seite. Nur so führe ich meine Kinder in die Selbstverantwortung, in ihre Kraft.
Ich erzählte Sandra von meinen eigenen Erfahrungen, immer dann wenn ich vor meine Grenzen stieß. Z. B. mit meiner Teenagertochter, die eine Phase hatte, in der sie leiden wollte und immer, wenn ich ihr Hilfe anbot meckerte „Lass mich in Ruhe mit dem spirituellen Kram!“ Ja, es war schwer für mich, sie einfach leiden zu lassen. Doch ich ließ sie und das hat alles verändert.
Aber letztendlich geht es um Annehmen. Wir wollen geliebt werden. Doch wir lehnen unsere negativen Seiten ab. Wir verurteilen uns dafür, wütend, traurig zu sein, Schmerz zu fühlen. Wir wollen immer nur positiv und glücklich sein. Doch wir können uns selbst nur lieben wenn wir uns wieder annehmen, mit allen Seiten. Und unsere Kinder spiegeln uns genau dieses wieder. Auch wir haben Schwierigkeiten ihre Wut, ihre Traurigkeit, ihren Schmerz anzunehmen und wollen sie schnell wieder glücklich machen: „Möchtest du vielleicht dieses oder jenes?“
Lassen wir sie doch einfach SEIN. In ihrem Schmerz und geben ihnen einen Raum in dem sie sein können wie sie sind. In dem sie einfach fühlen können.
Als ich das Sandra erzählte verstand sie und gemeinsam saßen wir da in Präsenz. Und der kleine Unai, der schon 20 Minuten geweint und gebrüllt hatte, beruhigte sich in weniger als 2 Minuten!
Die Kraft der Transformation! Transformation ist so einfach. Wenn wir einfach loslassen, es einfach zulassen, fließen lassen. Anstatt Widerstand zu haben. Und genauso können wir natürlich auch mit unseren „dunklen“ Seiten umgehen. Anstatt sie zu unterdrücken, sie weg zu drücken, können wir sie wieder wahrnehmen, fühlen und durch das Fühlen annehmen. So nehmen wir Stück für Stück die Teile von uns, die wir bisher ablehnten, wieder an und werden ganz.
Alles Liebe,
eure Alicia.