Letzte Woche war es mal wieder soweit…. Puh! Alles von dem ich dachte, ich hätte es schon lange losgelassen, klopfte wieder an die Tür!
Na ja ich wusste eigentlich schon vorher: Wenn ich einen Kongress organisiere, vor allem DIESEN Kongress, bei dem es um die weibliche Kraft geht, werden viele alte Muster, die in uns Frauen seit Jahrtausenden schlummern hochkommen.
Eines dieser alten Muster ist die Kontrolle. Der Wunsch oder eher der Drang alles kontrollieren zu müssen. Damit alle glücklich sind, alles gut ist und wird. Oh wie sehr hat mich dieses Muster vor vielen Jahren verfolgt.
Es begann schleichend mit der Geburt meiner Kinder vor fast 15 Jahren. Ich dachte, wenn ich alles ändere, meine Kinder gesund ernähre, sie nicht in die Schule schicke, dann werden sie für immer glücklich sein. Wenn ich sie im Familienbett schlafen lasse, sie stille solange sie möchte, dann werden sie nie leiden müssen, keine Traum und Blockaden entwickeln. Ja, wenn ICH nur alles richtig mache!
Doch dann kamen wir nach Guatemala und mein Leben stellte sich auf den Kopf. Ich wurde schwer krank, unsere Ersparnisse wurden weniger, wir eröffneten ein veganes Restaurant und plötzlich stand ich mitten drin im Berufsleben und das mit vier Kindern. Ich hatte das Gefühl alles hing an mir: Glückliche Kunden, glückliche Kinder, glücklicher Mann, erfolgreiches Restaurant.
Ich arbeitete von früh bis spät, in der kurzen Nachmittagspause gab ich dann den Rest meiner Energie um mit meinen Kindern zum See oder Spielplatz zu gehen, bevor dann die Abendschicht im Restaurant begann.
Es wurde schlimmer und schlimmer und endete in schweren Depressionen. So dass ich begann Hilfe bei Mayaschamanen zu suchen. Die mir alle das gleiche sagten: Dein Schicksal ist es Schamanin zu sein! Höre sofort auf mit dem Restaurant!
Oh wie sehr sehnte ich mich danach, damit aufzuhören! Doch ich konnte es nicht. Dieser Druck in mir, diese Stimme, die sagte: Ohne dich läuft es nicht. Die Kunden mögen dich, Robert kann nicht auf Menschen zu gehen, wie soll das laufen? Dieses Gefühl der Pflicht in mir, konnte nicht vom Restaurant loslassen, obwohl ich mich danach sehnte.
Doch nachdem es mir immer schlechter ging und mir dann auch noch die 3. Schamanin sagte, ich sollte aufhören, tat ich es einfach. Es fiel mir sehr schwer, ich dachte, alles hängt an mir. Doch ich tat es!
Und es funktionierte auch ohne mich! 4 Monate später ging unser Restaurant zwar trotzdem pleite, aber auch das hatte seinen Grund. Denn so konnte sich der Weg öffnen und wir wurden zu unseren Lehrern der Mayaältesten Nana Tomasa und dem Kakaoschamamen geführt.
Doch mein Druck verfolgte mich. 9 Monate später stiegen wir bei einer Freundin ins Restaurant ein. Ich blieb dieses Mal gleich Zuhause und kochte meine Suppen von dort. Doch wieder stieg der Druck, Kochen, Kinder, Meditieren, schamanische Ausbildung….. Alles auf einmal. Ich musste, alles war nur noch ein MUSS, selbst das Meditieren wurde ein MUSS, damit ich endlich aus diesem Leid herauskam.
Aber der Druck führte mich sehr tief und schließlich brachte er mich auch zur Erkenntnis und zum Loslassen: Mich einfach hinzugeben.
Doch er kam erneut. Nachdem wir Guatemala verlassen hatten und ich den Tumor entdeckte. Auch meine Erkrankung wollte ich kontrollieren, schließlich hatte ich Naturheilkunde und Schamanismus studiert! Ich wusste genau was zu tun ist und versuchte Heilung zu erzwingen – allerdings wurde mir schnell klar: Nein, das geht nicht, mir geht es immer schlechter. So heilt gar nichts.
Die Krankheit zwang mich wieder anzunehmen. Mich und den Tumor. Und als ich das tat, konnte ich aus dem Fluss heraus heilen, meditieren, mich gesund ernähren und der Tumor hatte seinen Zweck erfüllt und konnte gehen.
Ich hatte mehr und mehr gelernt Kontrolle loszulassen und mich dem Jetzt hinzugeben und doch klopfte erneut die Kontrolle an.
Alles war mittlerweile gut in unserem Leben – mehr als gut. Ich arbeitete als Schamanin, machte also den Job den ich liebte, meine Kinder waren happy und hatten viele Freunde, alle waren gesund, mein Mann hatte seinen Traumjob, wir hatten Fülle – doch was, wenn wieder „etwas Schlimmes“ passieren würde?? Das musste ich verhindern. Immer positiv sein. Starke Ängste kamen in mir hoch, wenn ich mal einen Tag in alten Blockaden schwelte. Was wenn ich wieder etwas Negatives kreieren würde? Alles hing also wieder einmal an mir:). Doch halt, war das wirklich so?
ich erkannte meine Ängste, ging tief in mich und fragte mich selbst: Ist es wahr, dass mir schon mal was Schlimmes passiert war? Ja, ich war schwer krank gewesen und das mehrmals in meinem Leben, ich hatte Depressionen gehabt, eine schwere Ehekrise, finanziellen Verlust, Krankheit der Kinder….
Und doch konnte ich sehen: Alles hatte seinen Sinn gehabt. Alles hatte mich weitergeführt. Ohne meine Krankheiten hätte ich nie Naturheilkunde studiert. Ohne meine Ehekrise hätte ich nie die Blockaden meiner Ahninnen aufgearbeitet und würde jetzt eine glückliche Beziehung führen. Ohne unseren finanziellen Verlust und meine Depressionen wäre ich nie zu meinen Lehrern geführt worden.
Wow! Also war niemals etwas Schlimmes passiert. Alles war einfach nur gut. Ja ich bin durch viel Leid gegangen und doch passierte alles nur für mich, damit ich weitergehen konnte.
Gerade letzte Woche kam wieder eine Welle des Druckes in mir hoch. Ich hatte meine Mondzeit und sehnte mich nach Rückzug, meine Gebärmutter rief mich. Doch ich hörte nicht. Denn meine Eltern waren hier und kommen nur einmal im Jahr, ich fühlte mich verpflichtet ihnen eine schöne Zeit zu bereiten. Gleichzeitig arbeitete ich noch an meinem Buch und meinem Kongress und überhörte die innere Stimme. Bis der Druck kam. Und ich ihn annahm und fühlte und merkte, dieser Druck ist noch in uns allen. Und jetzt ist die Zeit ihn zu fühlen und loszulassen. Mit dem Fluss zu gehen. Wir brauchen nichts kontrollieren, wir können nichts kontrollieren. Wir sind fließende Wesen und alles ist im Fluss. Vertrauen wir diesem Fluss, dann fließt alles in unserem Leben. Ja, wir haben Tage, an denen Schmerz hochkommt und trotzdem ist alles mit uns in Ordnung. Der Schmerz bringt uns weiter. Er führt uns. Gehen wir mit ihm, öffnet sich unser Weg.
In Liebe,
deine Alicia.