Wer kennt das nicht, diese Gedanken: So darf ich nicht sein! Das darf ich nicht denken! Jenes darf ich nicht fühlen! Dann bin ich ein schlechter Mensch! Dann bin ich nicht spirituell!
Wir möchten so gerne immer „gut“ sein! Das steckt noch so tief in uns drin. Wir wollen niemanden verletzen, es allen Recht machen. Bloß nichts Schlechtes denke, fühlen oder tun.
Und wenn dann doch einmal „negative“ Gefühle da sind wollen wir sie möglichst schnell wieder los werden.
Gerade gestern ging es mir so: Ich hatte einen „negativen“ Gedanken und sofort folgte der Gedanke: Nein! Sowas darfst du nicht denken, du bist doch spirituell! Den Gedanken musst du sofort loslassen!
Ich begann das Gedankenspiel zu verfolgen und sah, wie tief verwurzelt in uns doch viele dieser Gedankenmuster sind.
Was bedeutet spirituell sein? Nicht mehr wütend zu sein? Nur noch positiv zu denken? Nur noch happy zu sein? Immer Frieden zu spüren? Noch so ein Gedankenkonzept!
Ich fühlte tief in mich hinein….. Was ist Spiritualität für mich wirklich? Echt sein. Mich annehmen wie ich bin. Mit dem Schmerz der da ist…. Den Schmerz umfangend. Nichts ist negativ, nichts ist positiv…. Alles hat seinen Sinn, alles lehrt mich etwas, bringt mich weiter, näher zu mir SELBST.
Ich ging zurück zu dem „negativen“ Gedanken. War er wirklich negativ? Nein! Er zeigte mir etwas, er brachte mich weiter. Nur der Widerstand gegen einen Gedanken oder ein Gefühl macht ihn/es schlimm, nicht ertragbar. Nehmen wir den Gedanken oder das Gefühl an, so wie er / es ist, dann ist alles in Ordnung.
Geht es euch so wie mir? Habt ihr keine Lust mehr euch ständig zu verurteilen?
Nehmen wir uns doch endlich einfach so an wie wir sind, denn so wie wir sind, sind wir richtig! Immer wieder sehe ich wie viele Konzepte noch in mir sind.
Jahrelang begleitete mich z. B. das Konzept der „perfekten“ Mutter, so wie ich sein musste, damit meine Kinder ja kein Trauma oder Schmerz erleiden.
Doch dieses Konzept ging nicht auf. Obwohl ich alles versuchte, alles gab, ich sie Langzeitstillte, sie Freilernen durften, immer bei mir waren, merkte ich: Sie machen ihre eigenen Erfahrungen und erleben dabei auch Schmerz! Und genau daran wachsen sie, wie auch ich an meinem Schmerz gewachsen bin.
Das was ich erkannte, was am Wichtigsten ist war, dass ich sie SEIN ließ, ihnen den Raum gab, für Freude UND Schmerz.
Mich begleiteten Schuldgefühle, weil ich nicht die hingebungsvolle Mutter bin, die alles für ihre Kinder tut. Weil es mir immer wichtig war mich selbst zu entwickeln, meinem inneren Sehnen zu folgen. Jahrelang verfolgte mich das Konzept: Ich muss IMMER für meine Kinder da sein. Das war ich aber nicht. Und fühlte Schuld. Doch je mehr ich diesem Konzept auf den Grund ging, desto mehr spürte ich: Für meine Kinder, war unser Leben genau richtig! Sie wuchsen frei und selbstständig auf, übernahmen sehr früh Verantwortung und das war IHR Weg. Sie haben eine Mutter, die ihre Träume lebt. Das ist doch ein schönes Vorbild:).
In der Schule, im Alltag erlernten wir so viele Konzepte. Später dann auch im „alternativen“ Bereich so viel, was gut ist für uns und unsere Kinder. Doch ich erkenne mehr und mehr: Alles sind Konzepte!
Es gibt nicht das ultimative Richtig und Falsch, die ultimative Wahrheit!
Untersuche einfach alles anstatt dich zu verurteilen. Prüfe für dich, was sich gut und nicht gut anfühlt! Lebe DEIN Leben. Höre auf „nett“ zu sein, nur um spirituell zu sein!
Wir hatten vor kurzem Besuch und das passte mir eigentlich gar nicht! Ich hatte viel zu viel Arbeit, aber ich dachte, ach die Kinder können dann schön mit ihren Kindern spielen… Also sagte ich „Ja“, obwohl ich „Nein“ meinte. Ich ging gegen mein Gefühl. Dann kamen sie an und sie waren nett, aber ich fühlte einen Eingriff in meine Privatsphäre. Es lief plötzlich noch eine Familie in meinem Haus herum, ständig wurde Wäsche gewaschen, das Klo war belegt und alle rannten durch meine Küche – meinen Arbeitsplatz! In mir bauten sich Aggressionen auf – und ich verurteilte mich dafür: Du bist doch Schamanin – du musst immer nett sein!
Nach dem Besuch nahm ich mir Zeit für mich und beobachtete all diese aufgekommenen und Gefühle und Gedanken! Musste ich wirklich immer nett sein und damit GEGEN meine Gefühle gehen? Nein! Damit war ich nicht nett zu mir selbst! Warum will ich immer nett sein und dass alle gut von mir denken? Wow, immer noch dieses tief verwurzelte Muster, die Liebe im Außen zu suchen! Nachdem ich das erkannte, war ich frei, alle Gefühle verpufften, ich war dankbar, dass der Besuch hier gewesen war, denn sie spiegelten mir genau dieses wieder:
Alicia, sei authentisch, sprich DEINE Wahrheit aus, steh zu dir selbst und DEINEN Gefühlen – die anderen denken sowieso was sie wollen:).
Alles Liebe,
eure Alicia.